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Heute ist Mittwoch, der 24. April 2024


Interview-Bericht Nr. 2008/10:
„Winter-Ruhezeit“

Teil I

Frage 1): Wo sind deine Witwer während der Winterzeit untergebracht?




K. Stieneker: Unsere Witwer bleiben während der Winterzeit auf ihren Reiseschlägen. Zu ihnen werden Ende September/Anfang Oktober auch die Jungvögel gesetzt, die bis dahin auf dem Jungtierschlag untergebracht waren. Die Reiseweibchen sitzen in ihrem Abteil, in dem sie auch während der Reisesaison untergebracht sind.





G. + S. Verkerk: Ca. 3 Wochen nach dem letzten Preisflug bekommen die jungen Vögel eine Zelle in ihrem neuen Witwerschlag. Alle Witwer bleiben den ganzen Winter über in ihrem Schlag bei geöffneter Zelle.





R. Schwarte: Meine Witwer sowie meine Zuchttauben sitzen in der Ruhezeit bis zur Anpaarung Mitte Dezember in den Volieren. Die Witwer werden nach der Aufzucht eines Geleges wieder bis Anfang März in die Volieren gesetzt. Ich habe es über Jahre so gehalten und ich denke, der Erfolg gibt mir Recht.





Co Verbree: Bei uns ist das eine andere Einteilung. Mauserzeit: September, Oktober, November. Zuchtzeit: Dezember, Januar. Winterzeit: Februar und halb März. Die Witwer sind während der Mauserzeit untergebracht im Jungtierschlag mit einer kleinen angrenzenden Voliere. Der Reiseschlag wird dann sehr gründlich gereinigt und 3 Monate lang steht dieser Schlag mit geöffneten Fenstern ohne Tauben leer. Zur Zuchtzeit gehen sie auf den Reiseschlag zurück und bekommen ihre Zelle. Danach ist die Winterzeit. Hier bleiben die Vögel in der Zelle und die Weibchen werden in eine offene Voliere verbracht und bleiben dort auch am Tag und während der Nacht. Sie werden vor den Flügen nicht mehr angepaart.





M. Neeb: Die Witwer sind mit den jungen Vögeln in den Reiseschlägen. 8 Tage nach dem letzten Jungtierflug bin ich auf meinen Bestand für die nächste Saison.





G. Verbruggen: Meine Witwer verbringen den Winter auf dem Reiseschlag.





B. Kohagen: Auch ich halte es wie Gommaire Verbruggen. Die Weibchen werden während der Winterzeit in einer Voliere untergebracht.



Frage 2): Sollte man den Witwern im Winter Freiflug geben? Wie ist die Fütterung in der Zeit nach Beendigung der Mauser bis zur Reise? Knapp und gutes Futter oder mit einem hohen Gerstenanteil?

K. Stieneker:


Aufgrund der Greifvögel, die bei uns sehr häufig vorkommen, können wir unseren Witwern und Reiseweibchen im Winter keinen Freiflug geben. Aber ich denke, dass man, wenn man die Möglichkeit hat, seine Reisetauben im Winter fliegen lassen sollte. Im Frühjahr sind sie dann möglicherweise nicht so anfällig in Bezug auf das Schiefflieger-Syndrom. Wir füttern den Tauben Standfutter, welches aus einer Mischung aus Mauserfutter und Olympia-Stieneker-Futter von Versele Laga besteht. Gerste wird bei uns gar nicht zugefüttert, d.h. nur der Gersteanteil im Säuberungsfutter bzw. im Winterfutter, das wir ab Ende Dezember füttern.


G. + S. Verkerk:


Für Freiflug plädieren wir, allein schon aus dem Grunde der Vorbeugung gegen Flügellähme. Wir füttern während der Winterzeit knapp und gutes Futter, niemals einseitig.


R. Schwarte:


Ich denke, dass es ein Vorteil ist, den Reisetauben im Winter Freiflug zu ermöglichen. Dieses ist aber wohl meistens mit Gefahren verbunden wegen Greifvogelattacken. Aus diesem Grunde muss ich meine Tauben in einer Voliere unterbringen. Zur Fütterung merke ich an, dass bei mir die Tauben das ganze Jahr über satt gefüttert werden. Der Handel bietet den Jahreszeiten angepasstes Futter an, Winterfutter usw.


Co Verbree:


Wir haben nicht die Möglichkeit, wegen der Greifvogelplage den Tauben Freiflug zu geben. Es ist nach meiner Meinung auch nicht unbedingt nötig, absolute Ruhe kann auch gut sein. Nach Beendigung der Zucht geben wir eine Mischung mit viel Paddyreis, wir füttern niemals Gerste. Die letzten Jahre haben wir eine leichte Mischung von einem speziellen Futterhändler gefüttert.


M. Neeb:


Meine Witwer bekommen jeden Tag Freiflug. Wir wohnen hier auf knapp 600 m, also schneit es auch des öfteren im Winter. Selbst da gibt es Freiflug. Von Gerste im Futter halte ich nicht viel. Es gibt immer Zucht- und Mauserperle zu 8 Teilen, zu 2 Teilen Toni von Ravenstein-Sämereien der Firma Ovator.


G. Verbruggen:


Eigentlich nur bei schönem Wetter bekommen während der Winterzeit meine Tauben Freiflug. Das Futter setze ich zusammen aus einer guten Mausermischung mit Kleinsämereien. Früher bekamen meine Tauben, wenn sie durchgemausert waren, eine 3-monatige Kur nur mit Gerste. Dies wird nicht mehr gefüttert. Dennoch richte ich die Menge des Futters sehr viel nach der Wetterlage aus. Auch bin ich der Meinung, dass die Tauben im Winter ein kleines bischen Hunger haben sollten.


B. Kohagen:


Dies ist eine Frage, die jeder Züchter bezüglich Freiflug für sich selbst entscheiden muss. Meine Witwer bekommen im Winter keinen Freiflug. Die Fütterung in der Zeit nach Beendigung der Mauser bis hin zur Reise ist wie folgt: Satt und gutes Futter, Zucht-Mauserperle von Ovator.






Frage 3): Ist es vor- oder nachteilig im Winter anzupaaren und Junge zu züchten?

K. Stieneker:


Wir haben seit ca. 10 Jahren die Reisetauben im Winter nicht mehr angepaart, um Junge zu züchten. Ich habe auch festgestellt, dass es nicht notwendig ist, speziell den jährigen Vögeln zur Zellensicherheit ein Gelege Junge großziehen zu lassen. Wir paaren die Reisemannschaft Anfang Februar an und lassen sie dann 10 Tage brüten.


G. + S. Verkerk:


Wir haben immer Junge gezüchtet von unseren Witwern, aber im Jahr 2007 zum ersten Mal haben wir die trockene Witwerschaft bevorzugt. Zum Ende des Jahres 2007 kann ich darüber Auskunft geben, ob es vorteilig ist oder nicht.


R. Schwarte:


Ich halte eine Winterzucht für sehr gut. In erster Linie bezogen auf die Jungtauben, die im Sommer nicht so stressempfindlich sind, was die Jungtaubenkrankheit anbelangt. Die jährigen Tauben ziehen dann ein Gelege auf wegen der Zellenfestigkeit. Die älteren Witwer brüten nur 4-5 Tage, danach gehen sie wieder bis Anfang März zurück in die Voliere. Aber auch aus beruflichen und zeitlichen Gründen ziehe ich die Winterzucht vor. Im Frühjahr kann ich dann mehr Zeit für die Vorbereitung der Witwer auf die Reise aufbringen.


Co Verbree:


Wir sind überzeugt, dass die Winterzucht Vorteile hat nicht nur für die Alt- sondern auch für die Jungtauben. Hier schließe ich mich der Auffassung von Sportsfreund Rainer Schwarte an. Wenn man die Tauben anpaart, sollte dieses nur bei absoluter Gesundheit geschehen. Prophylaktisch geben wir während dieser Zeit keine Medizin. Allein nur natürliche Produkte, vorwiegend Herbots-Animal-Produkte. Fazit: Die Jungtauben sind älter und kräftiger, sie haben kein Problem mit der Mauser, man kann sie verdunkeln usw. usw.


M. Neeb:


Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich die Tauben (gerade die Jährigen) vorpaaren und dann eine richtige Winterzucht machen, aber so wird am 1. oder 2. Wochenende im Februar frei gepaart.


G. Verbruggen:


Ich verpaare meine Tauben seit vielen Jahren am 25. November. Sie können dann zwei Junge großziehen. Danach lasse ich sie aber nicht mehr brüten. Ich sehe es als einen Vorteil an, dass ich von meinen besten Witwern dann auch Junge habe. Aus jungen Tauben zu züchten, ist immer ein Vorteil. Einen Nachteil sehe ich überhaupt nicht.


B. Kohagen:


Ich sehe keinen Nachteil darin, im Winter anzupaaren und Junge zu ziehen. Einen großen Vorteil erkenne ich darin, dass durch die Winterzucht die jährigen Vögel zellenfester werden.



Frage 4): Was hältst Du von einer Volierenhaltung ohne Freiflug?

K. Stieneker:


Finde ich gut, da wir es auch so machen. Denn wenn man die Tauben im Winter nicht fliegen lassen kann, wie zum Beispiel wegen der Greifvogelplage, ist es wichtig für die Tauben, dass sie nicht den ganzen Tag über beengt im Schlag sitzen. Sie sollten die Möglichkeit haben, frische Luft zu tanken.


G. + S. Verkerk:


Ich denke, Freiflug ist in jedem Fall besser. Wenn das nicht möglich ist – aus welchen Gründen auch immer -, ist ein guter Schlag auch bestens geeignet, um den Winter gut zu überstehen.


R. Schwarte:


Wie schon gesagt, ich führe schon seit Jahren das gleiche Volierensystem aus und habe keine Nachteile diesbezüglich festgestellt.


Co Verbree:


Nach der Zucht gehen bei uns die Weibchen 6 Wochen in die Voliere, die erste Woche wird schwer für sie, aber für die Luftwege und die Widerstandskraft ist es sehr vorteilhaft. Das Fallen der Daunen ist ein Zeichen dafür und es ist in der Voliere zeitweise weiß wie Schnee. Wie bereits beschrieben, wird während dieser Zeit keine Medizin verabreicht, jedoch wohl Mittel auf natürlicher Basis. Das ist dann Blutreinigungstee, Bier- und Milchhefe und 4-Olien von Herbots sowie Prangesuppe. Während der Aufzucht der Jungen bleiben die Vögel in ihren Zellen und haben die letzten Wochen die Jungen alleine zu füttern. Wie oben schon gesagt, die Weibchen kommen in der Voliere nicht mehr zur Eiablage. 4 Wochen vor Beginn der Reise bekommen dann alle Tauben Freiflug.


M. Neeb:


Es gibt sicherlich viele Züchter, die Greifvogelprobleme haben, aber nicht alle. Sie schieben es nur vor. Ich denke, sie sind zu bequem, den Tauben täglich Freiflug zu geben. Wer aber echte Probleme hat, sollte den Tauben die Möglichkeit geben, in eine Voliere verbracht zu werden, um Frischluft genießen zu können.


G. Verbruggen:


Wenn jemand eine große Voliere hat, dann können die Tauben den Winter über dort verbringen. Es ist dabei nicht schlimm, den winterlichen Wetterkapriolen ausgesetzt zu sein. Auch gibt es im Winter viele Sonnentage, die angenehm sind.


B. Kohagen:


Ich halte von einer Volierenhaltung ohne Freiflug sehr viel. Die Tauben sind den ganzen Tag über an frischer Luft und haben kaum Probleme mit Krankheiten. Ich denke, sie bauen hier auch Widerstandskraft auf.



Frage 5): Medikamente sind in aller Munde. Sollte man dem Witwer im Winter nur Futter und Wasser geben, damit er während dieser Zeit eigene Abwehrstoffe bilden kann?

K. Stieneker:


Ich denke, dass es auch wichtig für die Tauben ist, dass sie im Winter Naturprodukte bekommen, wie zum Beispiel Herba-Taube oder Mineralien in Form von Grit, da sie diese Produkte das ganze Jahr über benötigen. Medikamente sollte man nur einsetzen, wenn es unbedingt nötig ist und nur auf Anordnung vom Tierarzt. Medikamente bekommen unsere Tauben von Ende September bis März – möglichst – nicht.


G. + S. Verkerk:


Wir geben eine Kur gegen Paratyphus im Winter. Sonst nichts, wenn es nicht vom Tierarzt verordnet wird.


R. Schwarte:


Alle 4 Wochen lasse ich meine Tauben von Dr. Marien untersuchen. Liegt kein Befund vor, werden auch keine Medikamente verabreicht. Während der Ruhephase bekommen meine Tauben täglich Avidress-plus ins Trinkwasser zur Gesunderhaltung.


Co Verbree:


In der Mauserzeit geben wir zur reinen Vorsorge eine Medizin gegen Paratyphus. Man sollte dabei darauf achten, dass diese Medizin nicht das Federkleid angreift. Wir machen dies schon über 15 Jahre und haben während dieser Zeit nie ein Problem diesbezüglich festgestellt. Anders gesagt, wir glauben, dass die Mauser durch die Medizin besser vonstatten geht. In der Zuchtzeit geben wir ein Mittel gegen Trichomonaden, auch zur Vorsorge. In der Winterzeit (Ruhezeit) geben wir keine Medizin, aber wir unterstützen die Gesundheit wie schon bei der letzten Frage beschrieben. Wir denken wohl, dass die natürliche Gesundheit und auch die Widerstandskraft sehr richtig ist für die zu erbringenden Leistungen. Aber wenn die Tauben krank sind, dann muss man nicht warten. Man muss eingreifen und schnellstens handeln. Im Sport kann man nicht sagen: „Die Krankheit muss ihren natürlichen Verlauf haben“, im Sport hat man keine Zeit, das Jahr ist schnell vorbei.


M. Neeb:


Medikamente sollte man nur nach einer Diagnose geben. Es nimmt auch niemand Kopf- oder Grippetabletten ohne Grund. Gutes Futter, einmal pro Woche ein Multivitamin und alles wird gut.


G. Verbruggen:


Dieses habe ich in der letzten Frage ausführlich beantwortet. Während der Winterzeit Medikamente zu geben, halte ich für fatal. Aber sollte wirklich eine Krankheit vorliegen, muss man einfach schnell handeln. Die Feststellung von Co Verbree, dass das Jahr sehr schnell vorbei ist, trifft vollkommen zu.


B. Kohagen:


Während der Winterzeit sollte man den Witwern nur gutes Futter und Wasser geben. Mit Medikamenten sollte man in dieser Zeit vorsichtig sein und diese nur bei Ausbruch von Krankheiten verabreichen.


FAZIT:


Zur Volierenhaltung im Winter stelle ich fest, dass es weder gravierende Vor- noch Nachteile gibt. Natürlichkeit ist Trumpf.

Bei der Anpaarung kann man feststellen, dass in Belgien grundsätzlich am 25. November gepaart wird. Also kann es nicht nachteilig sein. Das ganze ist wohl eine Frage des Zeitaufwandes.

Bei Volierenhaltung denke ich, ist es das wichtigste, dass es sich hierbei um eine große und hohe Voliere handeln sollte und die Tauben sich auch dementsprechend bewegen können. Die Muskulatur sollte ständig in Bewegung bleiben und leicht belastet werden, damit es im Frühjahr kein Schieffliegersyndrom gibt. Auch ein Regen- oder Schneeschauer trägt zur Widerstandskraft bei.

Es ist wohl allgemein festzustellen – zur Freude aller -, dass Gabe von Medikamenten sich auf dem Rückzug befinden und jeder Züchter versuchen sollte, die natürliche Widerstandskraft in allen Lagen zu fördern.



Teil II

Frage 1): Kommen Deine Jungvögel nach der absolvierten Reise auf den Witwerschlag und werden sie dort angepaart?




Fam. Houben: Unsere jungen Vögel werden im September direkt nach der Flugsaison auf den Witwerschlag gesetzt, wo sie das darauffolgende Jahr als Witwer gespielt werden. Sie werden nicht verpaart. Die alten Witwer, die im folgenden Jahr nicht mehr gereist werden, verlassen den Schlag. Die eine Hälfte der Nistzelle bleibt offen, wo sich der junge Vogel seine Zelle auswählen kann. Die jungen Vögel werden dann Ende November angepaart und ziehen eine Runde Junge groß. Die Jungen werden dann im Alter von 16 Tagen abgesetzt, damit die Vögel nicht noch einmal zum Treiben und die Weibchen zum Legen kommen.





B. Beumer: Die Jungvögel bleiben nach der Jungtierreise 3-4 Wochen im Jungtierschlag. In dieser Zeit bekommen sie auch keinen Freiflug. Dann werden sie in die freien Zellen des Hauptschlages eingewöhnt, ohne dass sie dort angepaart werden. Wenn sie heimisch und eingewöhnt sind, werden die Zellen auf Witwerplätze umgebaut.





H. Vredeveld: Meine Jungtauben werden nach den Flügen nicht verpaart. Ich denke, sie müssen sich vom Reisestress erholen und mausern. Ich halte dieses für wichtiger, als sie in den Witwerschlag einzubringen, weil hier bestimmt der Stress durch Verteidigen ihrer neuen Zelle die erforderliche Ruhe nicht aufkommen lässt.





van Avondt: Unsere jungen Vögel kommen erst nach der Mauser auf den Witwerschlag weil wir denken, sie mausern doch besser, wenn sie in ihrer gewohnten Umgebung verbleiben. Ca. 3-4 Wochen vor der Anpaarung kommen sie dann auf den Witwerschlag und können sich ihre Zelle aussuchen.





H. Wieden: Die Jungvögel siedeln nach Abschluss der Herbstzucht und der Trennung von den Weibchen auf den Witwerschlag über, werden dann aber wegen der Greifvogelgefahr nicht mehr losgelassen und auch nicht mehr eingewöhnt in diesen Witwerschlag. Dieses mache ich im Frühjahr.





G. Koopman: Meine Witwer kommen Anfang Oktober, nachdem sie Junge aufgezogen haben, auf einen Schlag mit vorgebauter Voliere. Die jungen Vögel füllen die leeren Zellen des Reiseschlages wieder auf, wobei die Zelle des bereits gereisten Witwers geschlossen bleibt. Sind die jungen Vögel heimisch, werden die Zellen auf Sitzplätze umgebaut.





H. Hirn: Bei mir kommen die jungen Vögel nach der Reise auf den Witwerschlag, sie werden aber nicht verpaart. Da die alten Vögel aus dem Schlag entfernt und ihre Zellen geschlossen sind, haben die jungen Vögel die beste Möglichkeit, sich die übrigen geöffneten Zellen auszuwählen.





M. Vanlint: Nach der absolvierten Reise werden die alten Witwer erst nach ihren Leistungen sortiert. Die Witwer, die nicht ihre Leistung gebracht haben, werden vom Schlag entfernt. Der Jungvogel übernimmt sofort diese leere Zelle und wird dort angepaart. Diese Anwendung ist einfach, da die übrigen Witwer ausgeschlossen bleiben. So können die Jungvögel ihren Schlag und ihr Nestteil kennenlernen. Wichtig dabei ist auch, dass dieser Jungvogel auf der Jungreise eine dementsprechende Leistung aufweisen konnte. Sollte selbst ein Altweibchen, das an den Vogel angepaart wird, nicht ihre Leistung gebracht haben, muss auch sie den Schlag verlassen. Dieses Spiel, Vogel und Weibchen, macht es nicht einfach, Tauben in ihre neue Umgebung und Zelle umzugewöhnen. Bevor die große Mauser beginnt, muss alles in trockenen Tüchern und Ruhe auf dem Schlag eingekehrt sein. Ich finde diese Art im Herbst zu machen wichtiger, als das Eingewöhnen im Frühjahr. Hier entsteht doch ständig Streit und es werden hier und da Federn abbrechen und schon beginnt ein nicht guter Start für die neue Saison.



Frage 2): Ziehen die Witwer noch ein Junges groß oder paarst Du sie nur an?

Fam. Houben:



Die gereisten Witwer werden nach der Reise verpaart, d.h. unmittelbar nach dem letzten Flug. Sie können dann 8 Tage brüten, danach werden sie getrennt und können in Ruhe mausern.


B. Beumer:



Nach dem Endflug bekommen unsere Witwer noch eine Woche Ruhepause und werden dann angepaart, sie ziehen Junge auf, die im Alter von 5 Tagen abgegeben werden. Ich lasse dann die Weibchen noch einmal legen. Bei den Reiseweibchen wird nur ein Gelege gemacht. Ich denke, dass nach der Zeit doch ein Schub durch die Tauben geht, sie sich regenerieren und entschieden besser mausern.


H. Vredeveld:



Ja, die Witwer ziehen nach der Reise Junge auf. Ich denke – wie Gerard Koopman -, dass das Familienleben wie auch Nestliebe dadurch gefördert wird. Bei den jungen Vögeln ist es meines Erachtens noch nicht so sehr wichtig. Ich halte alles, was sich um unsere Brieftauben dreht, wie bei uns Menschen. Nach einem anstrengenden Reisejahr sehnt man sich doch nach einem harmonischen Familienleben. Ich persönlich beziehe sehr vieles von uns Menschen auf die Tauben.


van Avondt:



Das hängt bei uns vom Verlauf der Reisesaison ab. Wenn die Witwer in einer guten Verfassung sind, bleiben sie auf Witwerschaft und werden erst wieder Ende November verpaart. Wenn die Form allerdings zum Ende der Saison abnimmt, werden sie sofort verpaart und auf Junge gespielt. Das heißt, wir lassen sie nur einige Tage brüten und legen dann ein großes Junges unter. Natürlich die erste Zeit unter Aufsicht.


H. Wieden:



Ja, die Witwer ziehen eine Herbstrunde auf. Dieses mache ich, nachdem sie ja im Frühjahr trocken umgestellt wurden, um doch die Schlagliebe hierdurch noch zu fördern.


G. Koopman:



Wie in Frage 1) schon beantwortet, ziehen meine Witwer Junge auf, das mache ich zum einen, um der Nachfrage nach meinen Tauben gerecht zu werden, zum anderen aber auch um die Schlag- und Zellenliebe gemeinsam mit den Weibchen zu steigern nach einer anstrengenden Saison. Das haben sie sicherlich verdient. Ich hoffe, sie danken es mir für die nächste Saison im Jahre 2005.


H. Hirn:



Meine Witwer ziehen nach der Reise noch 2 Junge groß, um das Familienleben zu fördern, denn ich denke, es beruhigt auch den Witwer und ist wahrscheinlich auch förderlich für die Mauser.


M. Vanlint:



Die Jungen und alten Witwer werden bei mir – wie schon gesagt – gleich angepaart, aber sie dürfen keine Jungen mehr großziehen, sondern nur brüten, bis sie das Nest verlassen. Dann werden sie sofort getrennt.



Nach der Aufzucht eines Geleges finden die Tauben wieder in den normalen Lebensrhythmus. Die Partner sitzen friedlich nebeneinander und möchten nur einfach ihre Ruhe genießen.



Frage 3): Wo verbleiben Deine Witwer im Herbst und Winter?

Fam. Houben:



Die Witwer bleiben den ganzen Winter über auf ihrem Schlag. Sie bekommen regelmäßig Freiflug. Dieses halten wir für sehr gut. Natürlich muss das Wetter dementsprechend sein. Ab Dezember bis Mitte Februar erhalten die Tauben keinen Freiflug mehr wegen der Raubvogelplage. Sie werden aber auch nicht in einer offenen Voliere ausgesperrt, wie es einige Züchter handhaben.


B. Beumer:



Die Witwer verbleiben bei uns – wie gesagt – ganzjährig auf dem Witwerschlag. Die Zellen werden zu Sitzplätzen umgebaut, eine Zelle ergibt 3 Sitzplätze. Ich lege sehr viel Wert darauf, dass unsere Witwer und Witwerreiseweibchen Freiflug bekommen. Einen Tag die Vögel, am nächsten Tag die Reiseweibchen. Sollte sehr gutes Wetter sein, lasse ich die Vögel auch schon mal morgens und die Weibchen nachmittags raus.


H. Vredeveld:



Die Witwer verbleiben bei mir bis zur Anpaarung in einem separaten Schlag mit vorgebauter Voliere. Während dieser Zeit kann im Witwerschlag der Winter Einzug halten und der Wind auslüften.


van Avondt:



Meine Witwer verbleiben den ganzen Herbst und Winter immer auf ihrem Schlag und in ihrer Zelle.


H. Wieden:



Die Witwer verbleiben in ihrem Schlag, wo immer zwei Witwer mehr gehalten werden als Zellen vorhanden sind. Einmal als Reserve wegen der möglichen Verluste bei den Vor- und Preisflügen, zum anderen verbleibt bei mir nur, wer sich auch eine Zelle erobern kann. Die Taube, die das nicht schafft - darunter war noch nie eine gute.


G. Koopman:



Wie schon gesagt, die Zellen werden zu Sitzplätzen umgebaut und dort verbleiben sie bis zur Anpaarung. Sie können immer in die Voliere, werden aber nie ausgesperrt.


H. Hirn:



Bis Anfang Oktober bleiben die Witwer auf ihren Schlägen. Danach sind sie über den Winter in einer Voliere untergebracht. Richtig gelesen: Über Winter in einer Voliere heißt, sie sind Tag und Nacht draußen, jedem Wetter ausgesetzt.
Auf meine Frage „Hans, kannst du denn nicht eine Überdachung anfertigen?“, worauf Frau Hirn mir sofort beipflichtete und sagte: „Das habe ich auch schon des öfteren gesagt“. Nach den Worten von Hans Hirn sind die Tauben nur bei der Fütterung im Schlag.
„Berend, ich habe dieses vor Jahren, als mir die Arbeit über den Kopf wuchs und mir das Reinigen der Schläge zuviel wurde, angefangen und bis heute praktiziert. Selbst wenn morgens der Schnee den Rücken der Tauben bedeckte, gaben mir bis heute meine Erfolge Recht.“
Hierzu sei von mir noch angemerkt, dass ein sehr bekannter Weitstreckenspieler, Jean Hausoul aus Epen, einmal zu mir sagte: „Wenn du es verstehst, dem Witwer so lange als möglich den Winter zu vermitteln, dann wirst du wie die Natur im Frühjahr eine enorme Form deiner Tauben erkennen, und ich denke, dass dieses für das ganze Reisejahr ausschlaggebend ist.“ Ich muss dann Hans Hirn Recht geben zu dem was er sagt, denn seine Erfolge sind doch großartig.


M. Vanlint:



Meine Witwer verbleiben im Herbst und Winter auf ihrem Schlag und sitzen auf ihren Sitzplätzen, die vor ihrer Zelle angebracht wurde. Die Zelle bleibt aber während dieser Zeit geschlossen.



Das Winterquartier bei Berend Ruwen



Frage 4): Was hältst Du von Kuren während der Wintermonate?

Fam. Houben:



Die Tauben bekommen normalerweise keine Kuren über die Wintermonate. Das letzte Jahr haben sie eine Kur gegen Trichomonaden im September und anschließend 10 Tage mit Altabactine bekommen. Danach nichts mehr, erst ab März, wenn sie wieder gepaart werden. Es wird wohl regelmäßig Tee und Bronchofit und Apfelessig der Firma Herbots übers Trinkwasser gegeben. Der Apfelessig ist sehr mild und wird von den Tauben gerne getrunken. Was mir an den Produkten sehr gefällt, ist die Abstimmung der Produkte untereinander, was Inhalte anbelangt. In Verbindung mit Kuren entscheidet bei uns immer der Tierarzt, Raf Herbots.


B. Beumer:



Unsere Tauben werden von Dr. Marien das ganze Jahr betreut. Dr. Marien hält sehr viel vom Aufbau der eigenen Immunstärke und hierfür ist halt der Herbst und Winter die ideale Zeit. Wir sind auch der gleichen Meinung, dass sie nicht bei Anfang der Reise im Kabi durch den kleinsten Virus infiziert werden und Medizin eingesetzt werden muss.


H. Vredeveld:



Kuren nehme ich nur vor, wenn der Tierarzt es verordnet. Hier vertrete ich die gleiche Meinung wie Bernh. Beumer. Ich bin auch ein Gegner jeglicher Medikamente während der Mauser- und Winterpause. Wenn nicht in dieser Zeit, wann sollen die Witwer ihre Abwehrstoffe aufbauen? Während der Reisemonate haben sie diese Abwehrkräfte bitter nötig, um dem kleinsten Virus Widerstand zu leisten. Jedes Medikament während der ersten Flüge fördert sicherlich nicht die Form des Witwers.


van Avondt:



Etwa 4 Wochen bevor die Zucht beginnt, gehen wir zu unserem Tierarzt Raf Herbots. Wenn alles in Ordnung ist, wird auch den ganzen Winter über nicht gekurt. Falls etwas nicht in Ordnung sein sollte, dann folgen wir dem Rat von Raf Herbots.


H. Wieden:



Es gibt bei mir im Winter keinerlei Kuren, auch nicht gegen Trichomonaden. Sie bekommen wohl Obstessig.


G. Koopman:



Ich halte von Kuren in den Herbst- und Wintermonaten nichts. Hier bin ich der gleichen Meinung wie meine Kollegen, die Tauben müssen ihre eigenen Abwehrkräfte aufbauen. Ich denke, mit Möhren und Eicheln habe ich schon viel für die Gesundheit getan. Natürlich muss man ein Auge dafür haben, ob wirklich Gesundheit vorliegt, ansonsten muss man den Tierarzt zu Rate ziehen. Weiter möchte ich noch sagen, wenn ich diese Raubvogelplage nicht hätte, wäre es mir lieber, während der Herbst- und Wintermonate meine Tauben am Himmel fliegen zu sehen.
Zusätzliche Frage: Es wird von Winter– und Frühform gesprochen. Hättest Du davor keine Angst? Berend, dieses ist eine ganz andere Form, wenn sie eine Stunde lang hoch am Himmel fliegen. Ich mache mir für die Reisezeit darüber keine Gedanken. Aber leider ist es bei mir nicht möglich, den Tauben Freiflug zu geben.


H. Hirn:



Ich denke, es ist sinnvoll, die Tauben im Spätherbst durch Untersuchungen zu kontrollieren, um etwaige Probleme frühzeitig behandeln zu können. Ansonsten denke ich – wie unter Frage 4) – dass die Tauben im Winter abgehärtet werden und Immunität aufbauen müssen, da sie sonst im Sommer keine Siegeschancen haben.


M. Vanlint:



Kuren während der Wintermonate mache ich keine. Jedoch sofort nach dem letzten Flug und vor Beginn der Mauser wende ich noch eine Kur an. Vor der Anpaarung Ende November/Anfang Dezember kure ich gegen Trichomonaden – aber auch nur gegen Trichomonaden. Wenn mein Tierarzt Raf Herbots dann auch noch keine Parasiten feststellt, verabreiche ich nur das Zuchtvitamin Provit-Forte und Electrolyte, die die nötige Vitalität für die anstehende Zucht fördert.


FAZIT:


Vorbemerkung: Michel Vanlint, unter Insidern einer der größten im Brieftaubensport 2003 und 2004 in Belgien, nach 25-jähriger Abstinenz 2003 wieder mit dem Taubensport begonnen.

Ich denke, wir haben doch mehrere sehr lehrreiche Aussagen, um für sich selbst eine Richtlinie zu praktizieren.

Zu Frage 1)
denke ich, Jungtauben auf dem Schlag zu belassen, wo sie groß geworden sind bis zur Mauser, ist meines Erachtens anzuraten.

Zu Frage 2):
Hier ist doch eine sehr große Übereinstimmung in Bezug auf Aufziehen von Jungen bei den Witwern zur Förderung der Nestliebe. Auch möchte ich die Worte von Harm Vredeveld aufgreifen, wonach alles, was er mit den Tauben praktiziert und anwendet, auf den Menschen bezieht. Harmonie und Zufriedenheit ist mehr als nur peinliche Sauberkeit.

Zu Frage 3):
Ob Freiflug oder nicht, alle diese Züchter haben Erfolg, jedoch die Volierenhaltung von Hans Hirn über den Winter hinweg sollte man sich genauer ansehen.

Zu Frage 4):
Hier kann ich wieder die große Übereinstimmung aller Züchter feststellen, dass die Tauben ihre Widerstandskraft alleine aufbauen sollten. Ob jeder Züchter dieses beurteilen kann, wage ich zu bezweifeln. Hier sollte man auf den Rat des Tierarztes hören.



*** Ende des Interviews ***

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