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Heute ist Freitag, der 19. April 2024


Interview-Bericht Nr. 2008/06:
„Tipps und Tricks zur Motivationserhaltung“

Teil I

Frage 1): Meine Witwer haben keine Form. Was muss ich machen?




Fam. Houben: Wenn die Witwer keine Form haben, kann dieses auf viele Ursachen zurückzuführen sein. Die Gesundheit ist eines der größten Probleme. Man sollte als allererstes den Tierarzt aufsuchen. Meistens ist es ein Gesundheitsproblem, verursacht durch Trichomonaden und Kokzidien, jedoch das größte Problem sind die oberen Luftwege.
a) Eines der größten Fehler ist eine zu schwere oder auch zu leichte Fütterung. Die meisten Züchter füttern zu schwer. Ich kann daher empfehlen, etwas Diät-Futter der Sportmischung hinzuzufügen.
b) Weitere Fehler bestehen darin, dass die Be- und Entlüftung nicht in Ordnung ist und eine zu hohe Luftfeuchtigkeit auf dem Schlag herrscht. Hier sollte man Tag und Nacht durch Heizung möglichst gleiche Temperaturbedingungen einstellen können. Es ist nicht gut, wenn der Schlag über Nacht am Morgen zu sehr ausgekühlt ist. Sollte dieses alles nicht zutreffen, geben wir einige Tage Electro-Forte oder Vitamine der Firma Herbots, um die Form zurückzugewinnen.
Wenn die Form nachlässt, ist das allerwichtigste - wie meine Mutter immer zu sagen pflegt - : „Noch mehr arbeiten“. Sie hat – wie so oft – Recht, denn mit dem Fleiß kommt der Erfolg.





B. Beumer: Ich kann der Fam. Houben nur zustimmen. Wenn die Witwer außer Form geraten, muss zunächst einmal durch den Tierarzt geklärt werden, ob eine Erkrankung vorliegt. Wenn das der Fall ist, muss eingegriffen werden, aber bitte keine Kuren auf Verdacht. Die Form kann man nicht erzwingen, sie kommt von alleine durch viel Arbeit.




van Avondt: Geduld haben und warten bis die Form kommt. Es gibt kein einziges Mittel, um die Form bei den Tauben zu erzwingen. Das einzigste was man machen muss, ist, die Gesundheit und nochmals die Gesundheit überwachen und erhalten.





H. Wieden: Hier schließe ich wohl allen meinen Kollegen an. Es ist in der Regel ein Gesundheitsproblem, das es so schnell als möglich zu beheben gilt. Ferner kann es auch am Schlag liegen, weil er zu übervölkert ist. Natürlich auch durch schlechte Luft oder Zug. Wobei Zug auf dem Schlag wohl eines der größten Sünden ist.





P. Herbots: Wenn die Witwer keine Form haben, dann beginnen wir mit dem privaten Training. Man kann nur versuchen, die gute Form zu bekommen, jedoch man kann sie nicht erzwingen. Zuerst sollte man – wie alle meine Kollegen sagen – sicher sein, dass die Tauben 100 % gesund sind. Sehr oft ist es ein Befall von Trichomonaden, die Urheber vieler Krankheiten sind. Sehr wichtig sind die oberen Luftwege. Dann muss die Form kommen, vorausgesetzt, man hat alles – auch in den Wintermonaten – dafür getan.





SG Horst Flege: Es kann viele Ursachen geben, warum die Witwer keine Form haben. Häufig, denke ich, sind es irgendwelche Gesundheitsmängel. Hier kann ich nur den Tierarzt aufsuchen, um diese Mängel herauszufinden und entsprechend dann zu handeln. Wenn der Witwer sich in Top-Gesundheit befindet und ich ihn entsprechend versorge, kommt die Form von allein.


Frage 2): Woran erkenne ich die Form, wenn ich den Witwer in der Hand halte?

Fam. Houben:




Wenn sie eine Taube in der Hand halten, die in Form ist, fällt ihnen dieses Merkmal direkt auf. Sollten Fettflecken in den Schwingen sehr zahlreich sein, ist es ein Zeichen von guter Kondition. Die Kehle sollte schmal und frei von Schleim sein. Die Füße sollten sauber und eine frische Farbe aufweisen.
Viele Liebhaber haben ein rosa und schuppenfreies Brustfleisch gerne als Formzeichen. Doch wir haben schon viele erste Konkurse mit blauem Brustfleisch geflogen.


B. Beumer:



Es müsste normalerweise jedem Züchter klar sein und wissen, ein glänzendes Auge, sauberes Brustfleisch und Federstaub sowie anliegendes, glattes Gefieder zeigt die Form.


van Avondt:



Die Taube sollte sich in der Hand rund anfühlen. Das Brustfleisch rose und ohne Schuppen sein. Auch habe ich es gerne, wenn sich die Taube feucht anfühlt, wenn ich sie beim Einsetzen aus dem Korb nehme.


H. Wieden:



In Form ist „wenn ich die Taube in die Hand nehme, dass sie lebt“. Sich warm anfühlt und sogar Fett in den Federn zeigt. Wenn sie vibriert und sich geschwollen zeigt und dabei noch leicht ist, das nenne ich Form.


P. Herbots:




In der Hand achten wir sehr darauf, ob die Deckfedern oben auf den Federn liegen. Wenn dieses nicht der Fall ist, haben sie nicht 100 % Form. Im Stand der Taube sollten die Federn den Ansatz des Flügels abdecken.
Jedoch die Form erkenne ich besonders am Training der Tauben. Hier nehme ich mir besonders die Zeit und setze mich jeden morgen und jeden Abend in den Garten auf die Bank und beobachte sie. Ich habe es gerne, wenn sie eine Stunde lang sich nicht „hängen lassen“, sondern mit hoher Geschwindigkeit fliegen, wegziehen und dann zurückkommen, am liebsten noch in breiter Front, jedoch lieber noch alleine fliegen. Wenn sie auf dem Dach sich absetzen, müssen sie so wie der Ieverige sein, die von uns wohl eines der bekanntesten Tauben, landen und sofort wieder durchstarten und alleine zurückkommen und dieses ständig wiederholen. Hier ist vor allem das gute Auge des Züchters gefragt.


SG Horst Flege:



Die Form ist da, wenn sich der Witwer in der Hand rund anfühlt und trotzdem leicht ist, wie Herbert Wieden schon sagte. Das Brustfleisch ist rosarot und es befinden sich nur wenige Schuppen auf der Haut. Das Gefieder ist geschmeidig und eng am Körper anliegend. Die Augen strahlen einen gewissen Glanz aus.


Frage 3): Wie stimuliere ich den Vogel für einen bestimmten Flug?

Fam. Houben:




Hier erlebten wir mit Bugsy - eines unserer sehr guten Flieger – folgendes: Immer, wenn das Weibchen am Einsatztage ein Ei legen musste, flog er einen absoluten Spitzenpreis. Er flog bei diesem Stand des Weibchens einen 1. gegen 8.000 Tb., einen 2. gegen 6000 Tb., einen 2. gegen 17000 Tb. und einen 3. gegen 4700 Tb. usw.
Dann passierte folgendes: Der Nationalflug stand vor der Tür. Die Winde waren sehr schlecht, wir trauten uns nicht, einen Euro zu setzen. Nadja, meine Schwester, kam dann vom Weibchenschlage und sagte, Bugsy kann voll gesetzt werden. Sein Weibchen muss legen. Und tatsächlich, Bugsy hat es uns wieder mit einem 19. Preis National gedankt und holte eine sehr hohe Gewinnsumme. Das heißt, eine Taube vor einem bestimmten Flug zu stimulieren, muss man seine Tauben und die Weibchen und alles was drum herum gehört, genauestens durch viel Arbeit und Fleiß kennen und erkennen.


B. Beumer:



Sicherlich gibt es einige Möglichkeiten, um den Vogel zusätzlich zu stimulieren. Jedoch machen wir keine zusätzliche Eifersuchtsmethode. Wir halten mehr davon, wenn die Vögel ruhig zum Einsatz kommen.


van Avondt:



Bei uns werden die Tauben niemals speziell für einen Flug vorbereitet, weil für uns jeder Flug auf der Mittelstrecke wichtig ist. Ich denke, wenn man die Tauben speziell für einen Flug vorbereitet, wie Medaillenflüge für Deutschland, Nationalflüge usw., dass man für die darauffolgenden Flüge Probleme bekommt. Deshalb rate ich davon ab.


H. Wieden:



Hier gibt es sicherlich viele Möglichkeiten und es sind auch schon viele genannt worden. Aber sie bergen ein hohes Maß an Risiko. Deshalb rate ich wie Sportsfreund van Avondt, in der Regel davon ab.


P. Herbots:




Die Stimulation besteht aus vielen unterschiedlichen Fakten. Jede Taube wird nicht gleich stimuliert. „Ein guter Brieftaubenzüchter ist auch ein guter Menschenkenner“. Jede Taube muss anders stimuliert werden. Die eine kann vor dem Einkorben Sex haben, die andere nicht. Die eine legt sich sofort in die Schale, die andere erst nach 10 Minuten. Und beide fliegen den 1. Preis. Oder wenn er die zweite Zelle des Nachbarn bekommt, wenn dieser ausblieb, dann kann das auch eine Motivation für einen 1. Preis bedeuten. Die Taube will ein Führer sein und dann muss der Züchter das durch Beobachtung erkennen. Wir geben vor dem Endflug den ganzen Tag über das Weibchen zu dem Vogel. Auf dem Schlag kommt Stroh und etwas auch in der Schale. Bei Kopfwind setzen wir den Witwer wie folgt ein: Alle Witwer kommen in den Korb, dann lassen wir den Korb noch ca. 10 Minuten auf dem Schlag stehen, so dass die Weibchen oben auf den Korb drauffliegen können. Dieses stimuliert den Vogel ganz besonders. KLEINE TRICKS, GROSSER WERT!


SG Horst Flege:



Um den Vogel für einen bestimmten Flug zu stimulieren, muss er in sehr guter Form sein. Ich gehe abends nach dem Freiflug zu jedem Witwer an die Zelle und gebe ihm ein Paar Erdnüsse. Ist er dann sehr streitbar und beißt und schlägt er mit dem Flügel, sehe ich, dass er gut in Form ist. Diese Kampfeslust in der Zelle versuche ich auszunutzen. Der Vogel wird von mir in der Zelle immer wieder gereizt. Auf diese Weise haben meine Vögel schon mehrere 1. Preise geflogen.


Frage 4): Würdest du während der Saison dein Konzept umstellen?

Fam. Houben:




Es ist wohl schwer, diese Frage zu beantworten, weil, wenn es sich um schlechte Tauben handelt, dann gibt es nichts, was hilft. Ansonsten stellt man das Konzept während der Saison nicht um. Meistens wird es dadurch noch schlechter.


B. Beumer:



Das kann ich mir schlecht vorstellen. Wenn die Tauben gesund sind und die Formzeichen auf eine gute Kondition und Form hinweisen, gibt es keinen Grund zum Umstellen des Konzeptes. Das kann im Einzelfall bei einer einzelnen Taube unterschiedlich sein, z.B., wenn das Weibchen – oder beim Reiseweibchen – oder der Vogel außer Form geraten und krank sind.


van Avondt:



Ich bin der Meinung, dass man so wenig als möglich – besser gar nicht – von seinem System in der Saison abweichen sollte. Wenn es in den Vorjahren sehr gut gelaufen ist, warum ändern? Ich denke, es liegt dann eher an der Gesundheit. Wer eine Systemänderung versucht, bei dem wird es eher schlechter mit der Reise.


H. Wieden:



Nein. Das Konzept lege ich mir in den Wintermonaten zurecht und ziehe es dann auch unverändert durch. Meines Erachtens wird es durch Änderungen eher schlechter.


P. Herbots:




Um diese Frage zu beantworten müssen vorher gravierende Fehler gemacht worden sein oder wie oben Fam. Houben schon sagte, es müssen schlechte Tauben sein. Denn durch Umstellen des Systems in der Saison kann es nicht besser, eher noch schlechter werden. Man sollte sich im Winter das System überlegen, wenn man im Vorjahr keinen Erfolg verbuchen konnte.


SG Horst Flege:



Wenn die Vögel nicht fliegen wollen und nicht in Form sind, kann ich die Konzepte umstellen, so oft ich will, besser fliegen sie auch dann nicht.


Frage 5): Kann man das Werfen der Schwingen kontrollieren?

Fam. Houben:




Es ist von der Natur her verschieden bei den Tauben, es gibt einige die schnell und einige, die träge ihre Schwingen werfen. Unsere alte Sorte – wie der Vogel „Radio“, waren eher Tauben, die schlecht gemausert haben. Der Rivaldo ist noch so eine Taube. Er hatte in 2003 Mitte August erst 3 Schwingen gestoßen, wobei andere schon die 4. oder 5. Schwinge gestoßen hatten. Dieses ist natürlich sehr von Vorteil, bezogen auf den Endflug. Eine andere Sache ist, um Werfen der Federn zu verzögern, ist, wenn man nicht so viel Licht gibt. Hinter unserem Taubenhaus ist eine Straßenbeleuchtung. Darum hängen wir mit einem schwarzen Tuch nochmals die Fenster ab, um es vollkommen dunkel zu haben. Eine weitere Möglichkeit ist, von der noch nicht geworfenen nächsten Schwinge die Spitze abzuschneiden. Dadurch kann man das Stoßen der Schwingen jeweils verlängern. Also die jeweils nach der noch nicht geworfenen Feder diese abschneiden.


B. Beumer:



Das ergibt sich von selbst, wenn die Witwer keine Jungen aufziehen. Wir haben niemals Probleme damit, dass unsere Tauben zum ersten Flug schon zu weit in der Mauser sind. Ich denke, dass dieses auch ein Problem der Rasse ist.


van Avondt:



Ich bin der Meinung, dass das Stoßen der ersten Schwinge bis zur 4. Schwinge für mich nicht so von Belang ist. Wichtig ist für mich, dass die Deckfedern die Schwingfedern noch sehr gut abdecken. Ansonsten durch das Abschneiden der Feder wie durch Bericht von Fam. Houben beschrieben, kann das Stoßen der nächsten Feder um ca. 14 Tage verzögert werden.


H. Wieden:



Ja, aber bei mir gibt es die trockene Witwerschaft und insofern hat man damit wohl nie ein Problem.


P. Herbots:




Das Werfen der Federn kann man verzögern durch jede Woche Preisflug und dazwischen noch Training. Besonders bei den Jungen kann man es verzögern durch zwei Preisflüge in der Woche und scharfes Training, so dass sie ständig unter Stress bleiben. Natürlich auch nur durch 3-tägiges Brüten oder wie bei Fam. Houben durch Verdunkeln des Schlages.
Bitte merken Sie sich eines:
Die beste Form bei der Taube ist, bei Stoßen der 2. Feder. Wenn die erste Feder gestoßen wird und der Kiel ist noch nicht offen, so tut es der Taube weh. Meine Erfahrung hat gebracht, dass sehr viele As-Tauben in Belgien beim Stoßen der 2. Feder einen 1. Konkurs flogen, National sowie Provinzial.


SG Horst Flege:



Man kann das Werfen der Schwingen etwas kontrollieren, indem man spätestens nach 6 Tagen Brüten die Tiere wieder trennt. Die erste Feder fällt dadurch später. Auch sollte man zu Beginn der Saison mit Vitaminen und Sämereien und sonstigen Mitteln etwas sparsam umgehen. Ein Zuviel zu Anfang fördert das Werfen der Schwingen.


FAZIT:


Zu Frage 1):
Es herrscht doch eine große Übereinstimmung dahingehend, dass die Form der Taube von alleine kommen muss und daher ist es wichtig, die Tauben gesund zu haben. Dieses beginnt nicht erst zwei Wochen vor der Reise. Wie bei vielen Sportsfreunden: „ Oh ja, ich muss ja noch einen Kropfabstrich und Kotprobe machen lassen, ansonsten kann ich an der Reise nicht teilnehmen.“

Zu Frage 2):
Hier gefallen mir die Ausführungen von Herbert Wieden insbesondere. Die Taube sollte sich in der Hand so anfühlen, dass sie vor Gesundheit nur so strahlt. Auch man sollte sich die Zeit nehmen und die Witwer beim Trainingsflug beobachten.

Zu Frage 3):
Wenn man einen Vogel vor einem bestimmten Flug stimulieren möchte, setzt doch einiges voraus. Man sollte dann von jedem einzelnen den Charakter kennen, um die Motivation genau auf den Punkt zu bringen. Wenn man den Charakter der Taube nicht kennt, kann man ggfls. genau das Gegenteil erreichen und meistens geht der darauffolgende Flug daneben. Ich finde, von P. Herbots gut gesagt: „Ein guter Brieftaubenzüchter ist auch ein guter Menschenkenner“.

Zu Frage 4):
Bei der Umstellung des Konzeptes sind sich alle einig, dass dieses nur Nachteile bringen würde.

Zu Frage 5):
Hier sollte man sich doch die Aussage von P. Herbots sich vor Augen führen. Ich selbst war bei einer großen Siegerehrung in Belgien dabei, wo die Meister und 1. Konkurs-Sieger geehrt wurden. Hierbei stellte P. Herbots die Frage an den einzelnen Züchter: „Bei welchem Federstand der Vogel so eine Spitzenleistung gebracht hat“, man sollte es nicht glauben, aber die Antwort war: „Beim Werfen der zweiten Schwinge fielen die meisten 1. Konkurse“.

Kleine Tricks – hohe Wirkung - jedoch nur mit einer guten Taube.






Teil II

Frage 1): Die Witwer sind medizinisch gesund, haben dennoch keine Form: Kann ich die Form beschleunigen oder fördern durch Training oder durch Zusatzprodukte? Wie würdest Du jetzt vorgehen?




K. Stieneker: Ich würde versuchen, die Witwer durch gezieltes Training in die richtige Form zu bringen. Doch nicht zuviel Training, da sich das auch negativ auswirken kann. Zusatzprodukte bewirken in solchen Fällen meistens das Gegenteil von dem, was man erreichen will.





G. + S. Verkerk: Grundvoraussetzung für eine gute Form ist ein guter und gesunder Schlag. Natürlich Training sowie gute Wetterbedingungen und den Umständen entsprechend angepasste Fütterung schaffen beste Voraussetzungen. Entscheidend ist aber immer noch wie eh und je die gute Taube. Sie findet von ganz allein ihre Form. Wenn man niemals Zusatzprodukte zur Unterstützung der Leistungssteigerung gegeben hat, obwohl ich der Meinung bin, ohne dem geht es nicht, sollten die obengenannten Grundvoraussetzungen jedoch zu 100 % auch stimmen.





F. Sander: Wie in den Vorberichten schon erwähnt, trainieren wir unsere Witwer regelmäßig auf eine Entfernung von 35 Km. Auch zwischen den Preisflügen (ein- bis dreimal pro Woche). Bei der Rückkehr sehen sie jedes Mal ihr Weibchen (30 – 120 Min.). Zusatzprodukte bekommen unsere Tauben vom ersten Flug an. Das Wochenschema ist immer gleich, lediglich die Mengen werden nach erfolgter bzw. zu erwartender Flugzeit variiert.




B. Beumer: Wenn keine Erkrankung vorliegt – was aber auch sehr sorgfältig geprüft werden müsste – würden wir ggfls. mal während der Woche zwei bis drei Witwer mit den Weibchen mitfliegen lassen. Oder wenn ein Witwervogel völlig daneben ist, ihn auch einmal eine Nacht mit seinem Weibchen in der Zelle zusammen lassen.




G. Verbruggen: Ein Witwer muss nicht 100, sondern 200 % gesund sein. Ist dies so, dann ist das Training wohl der wichtigste Faktor. Dann werden bei mir die Witwer einige Male selbst weggebracht, also ein privates Training kann ich sehr empfehlen. Züchter, die sich diese Arbeit zeitlich und finanziell machen können und wollen – ich denke, ein Wollen ist das wichtigste -, der wird hier sicherlich auch dafür belohnt werden. Durch Zusatzprodukte kann man die Taube in einer guten starken körperlichen Verfassung halten, jedoch die gewünschte Form ist nicht in einer kleinen Flasche oder Dose enthalten.





B. Kohagen: Ich bin auch der Meinung, durch Training kann man die Form beschleunigen. Wie meine Kollegen, würde ich die Witwer ein- bis zweimal pro Woche auf ca. 20 – 30 Km trainieren. Durch dieses Training denke ich, wird die Motivation gefördert und verstärkt. Natürlich kann man auch zusätzlich Zusatzprodukte anwenden.




M. Neeb: Sollte der Tierarzt nichts feststellen, gibt es für mich nur eine Möglichkeit, die Kondition und Form der Witwer zu steigern. Man muss sie am Haus verpflichten, mehr zu fliegen. Zum Beispiel mit einer Fahne und sie öfter weiter weg bringen zu Trainingsflügen. Zusätzlich bekommen sie öfter als normal das Konditionspulver von Dr. Marien.


Frage 2): Woran erkennst Du Form? Welche Anzeichen sprechen dafür?

K. Stieneker:


Form erkenne ich daran, dass der Witwer sich in der Hand sehr gut anfühlt und das Training am Haus voll auskostet und am liebsten noch weiterfliegen würde, wenn er zur Fütterung hereingerufen wird. Auch sehe ich, wenn der Witwer spielt mit dem Wind.


G. + S. Verkerk:


Hier bin ich der gleichen Meinung wie Klaus Stieneker, der Witwer sollte gerne am Haus trainieren und das unter Geschwindigkeit. Natürlich sehr gut fressen. Auch ist ein glänzendes Gefieder ein Formzeichen.


F. Sander:


In erster Linie erkenne ich die Form am Flugverhalten. Witwer in Form ziehen weg vom Schlag, kommen in breiter Form zurück, ziehen wieder ab und kommen in kleinen Gruppen zurück. Witwer in Form sind äußerlich wie aus einem Guss, alle Federn liegen eng an, schmaler Schwanz, rote Füße..... Darüber weist jeder Vogel noch individuelle Formmerkmale auf, die es zu erkennen gilt, will man seine vorbenannten Tauben am Wochenende früh konstatieren. Eine gezielte Beobachtung gibt Aufschlüsse darüber.


B. Beumer:


Eine gute Form erkennt man an glänzenden Augen, der weißen Schnabelwarze, dem Formfleck im Gefieder, an insgesamt eng anliegendem Gefieder und bei einer sitzenden Taube an einem schmalen, nur federbreiten Schwanz.


G. Verbruggen:


Ein Formzeichen ist dann gegeben, wenn der Witwer sehr gerne fliegt und wegzieht, mehr als am Wochenanfang. Es sollte der Eindruck entstehen, als sei der Himmel voller Tauben. Das ist für mich ein sehr gutes Formzeichen. Aggressivität und Lebenslust sind auch ein Formzeichen.


B. Kohagen:


Ein Witwer, der in Form ist, ist ständig gerne in der Luft. Sein Gefieder liegt glatt an und glänzt seidig.


M. Neeb:


Eines von vielen, wo sich die Form zeigt, ich für mich das wichtigste. Wenn die Mannschaft richtig schnell (mit Speed) am Haus fliegt, wegzieht und dann zum Teil einzeln zurückkommt, dann ist die Form da.



Frage 3): Die Reiseleistung meiner Witwer liegt unter den mir zustehenden 33 %. Sollte ich mein Konzept ändern bzw. den Futterplan umstellen?

K. Stieneker:


Ich würde mein Konzept oder den Futterplan nicht unbedingt ändern, wenn ich die Jahre zuvor damit schon gute Resultate erzielt habe. Doch wenn ich schon seit Jahren mit dieser Methode keinen Erfolg hätte, würde ich sie ändern. Das Konzept während der Reisesaison zu ändern, ist einer der größten Fehler, den man machen kann.


G. + S. Verkerk:


Ich stelle Ihnen hier die Frage: Warum fliegen die 33 % der Witwer Preis mit der gleichen Versorgung? Ich denke, es sind nicht alles gute.


F. Sander:


Unser grobes Versorgungskonzept wird seit 1997 angewandt. Auch wenn mal ein oder mehrere Flüge nicht zufriedenstellend verlaufen, haben wir an unserem Plan festgehalten. In der Regel führt die Umstellung des Futters bzw. der Versorgung nicht zu der erhofften Steigerung. Eine Lösung dieses Problems ist vielseitig, sie würde den Rahmen dieser Beitragsreihe sprengen. Ausschlaggebend ist an erster Stelle die Qualität der Tauben.


B. Beumer:


Ich kann hierzu keine Angaben machen, solange man nicht die Ursachen für einen Einbruch in die Reiseleistung kennt. Es kann ja das Konzept durchaus richtig sein, wenn es einen graviererenden anderen Einfluss gegeben hat. Ich kenne zum Beispiel einfache Gartenschläge, die in einem trockenen Sommer hervorragende Leistungen aufweisen und deren Tauben bei anhaltender Regenperiode und offensichtlich feuchtem Schlag dann ihre Form verlieren.


G. Verbruggen:


Wenn ihre Tauben keine guten Leistungen bringen, dann sollten sie hier folgendes tun:
a) Haben Sie einen guten und gesunden Schlag?
b) Sitzen wirklich gute Tauben auf Ihrem Schlag?
c) Sind die Tauben gesund?
d) Füttere ich zu leicht? Oder füttere ich zu schwer?
Ich denke, dass jeder Züchter diese Fragen für sich einmal beantworten sollte. Bei Heimkehr meiner Tauben vom Preisflug füttere ich 3 Tage Reisemischung, damit sie sich schneller erholen und wieder Kraft schöpfen können. Die letzten 3 Tage vor dem Einkorben füttere ich ein eiweißarmes Futter.


B. Kohagen:


Ich würde mein Konzept nicht ändern, sondern sofort den Tierarzt aufsuchen und die Tauben untersuchen lassen. Dann weiter wie gewohnt nach dem eigenen bisher praktizierten Konzept fortfahren. Eine Futterplanumstellung kann den totalen Einbruch bringen. Daher nicht empfehlenswert.


M. Neeb:


Es ist alles in Ordnung, die Gesundheit ist da, sie fressen gut. Aber die Reiseleistung lässt zu wünschen übrig. Aufgrund dieser Erkenntnisse sollte man meines Erachtens nichts ändern. Futterumstellungen gehen meist einher mit noch schlechteren Reiseergebnissen.



Frage 4): Mein Witwer beginnt zu früh mit dem Werfen der ersten Schwinge. Was kann ich tun, um das Werfen der nächsten Feder zu verzögern?

K. Stieneker:


Da wir seit Jahren nach der trockenen Witwerschaft reisen, kennen wir dieses Problem nicht. Deshalb kann ich dazu nichts sagen.


G. + S. Verkerk:


Bei der trockenen Witwerschaft, wie wir sie anwenden, kann dieses nicht passieren. Ein zweites Mal legen oder Verdunkeln halte ich für falsch.


F. Sander:


Da wir unsere Tauben nur einmal anpaaren, haben unsere Witwer zum Endflug erst zwei bis drei Federn geworfen. Zu anderen - oft praktizierten - Methoden fehlt mir die Erfahrung.


B. Beumer:


Das frühe Mausern ist in der Regel Folge von aufgezüchteten Jungtauben. Daher lassen wir die alten Witwer keinen Jungen hochziehen. Lediglich bei den Jährigen haben wir das bisher getan, um eine gewisse Zellenfestigkeit und Zellenliebe zu fördern.


G. Verbruggen:


Wenn die Witwer zu schnell die erste Feder werfen, dann ist das ein Zeichen von Gesundheit. Dennoch sollte man versuchen, das Werfen der Federn bis Anfang August hinauszuzögern. Sicher wird das Werfen der ersten Feder in Deutschland aufgrund des deutschen Flugprogramms gehemmt, da der Witwer jede Woche gesetzt wird und doch immer unter gewissem Stress steht, was ein Werfen hinauszögert. Bei gewissen Taubenrassen ist ein schnelleres Werfen möglich. Dann würde ich vor der Reise kein Jungtier aufziehen. Ein paar Tage brüten würde auf jeden Fall genügen. Man kann durch Abschneiden der Spitze der darauffolgenden Feder ein Werfen um ca. 1 – 2 Wochen hinausschieben.


B. Kohagen:


Um das Schwingwerfen zu verzögern, sollten die Witwer an jedem Preisflug teilnehmen. Hier bin ich auch der Meinung von Sportsfreund Verbruggen. Durch die wöchentliche Belastung verzögert sich das Werfen von Schwingfedern.


M. Neeb:


Ich habe öfter Probleme damit, dass doch einige Vögel die erste Feder zu früh werfen. Meiner Meinung nach ist es erst einmal rassenbedingt und zweitens sind es meine Fehler, dass ich im Winter doch wieder hier und da das Licht zu lange angelassen habe. Man kann eventuell etwas verdunkeln, aber dann sinkt vielleicht auch wieder die Form.



Frage 5): Würdest Du vor einem wichtigen Flug den Witwer zusätzlich stimulieren bzw. welche Möglichkeiten kannst Du empfehlen?

K. Stieneker:


Das machen wir eigentlich nicht. Vor vielen Jahren habe ich so etwas schon einmal ausprobiert. Das hat aber in den meisten Fällen nichts positives gebracht. Aus diesem Grunde korben wir unsere Tauben vom ersten bis zum letzten Preisflug immer gleich ein. Wir zeigen vor dem Einkorben den Partner nicht. Deshalb machen wir am Tag vor dem Einsetzen immer einen Trainingsflug. Hierbei sehen sich die Partner und müssen am Einsatztag nicht mehr zusammen kommen.


G. + S. Verkerk:


Unsere Meinung ist: Gute Tauben in Hochform brauchen keine zusätzliche Motivation. Oftmals wird die Leistung dadurch schlechter. Wir können dieses nicht empfehlen.


F. Sander:


Zusatzmotivationen sind immer fehlgeschlagen. Tauben in Topform benötigen keine zusätzliche Motivation. Lediglich Tauben, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht das Erwartete gebracht haben, kann man versuchen, besonders zu motivieren. Oft bringt es jedoch nur kurzfristigen Erfolg. In Deutschland muss ein Witwer 14 Wochen Spitze fliegen, dieses sollte unser Zuchtziel sein. Unsere hochgelobten westlichen Nachbarländer kennen keine As-Taubenwertung mit 10 Flügen, hier kommen je nach Kategorie nur 3 – 8 Flüge in die Wertung.


B. Beumer:


Vor einem wichtigen Flug würde ich meine Witwer nicht zusätzlich motivieren wollen, sondern sie ganz in Ruhe zum Einsatz bringen. Denn in der Ruhe liegt die Kraft.


G. Verbruggen:


Vor einem wichtigen Flug sollte man die Tauben in einer sehr guten Kondition haben. Ob eine Sondermotivation vonnöten ist, wage ich zu bezweifeln. Es gibt natürlich Züchter, die dieses stark praktizieren und ihre Tauben extra motivieren. Diese können auch mitunter vollkommen daneben liegen. Die Extra-Motivation liegt oft auf „Messers Schneide“.


B. Kohagen:


Nein, ich stimuliere die Witwer vor einem wichtigen Flug nicht zusätzlich. Ich denke, man sollte sie – wie Bernhard Beumer – in Ruhe und Behutsamkeit zum Einkorben bringen.


M. Neeb:


Ich bin für wenig Veränderungen in der Reisezeit. Meine Vögel werden vom ersten bis zum letzten Flug immer gleich geführt und gefüttert. Für mich ist Kontinuität ein Teil des Erfolges. Die Weibchen werden vor jedem Flug für ca. 30 – 40 Minuten gezeigt.



*** Ende des Interviews ***

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